NUKLEARMEDIZINISCHE THERAPIEN

Radio-Liganden-Therapie (PRLT)

Was bedeutet PRLT?

Die Abkürzung PRLT steht für „Peptid-Radio-Liganden-Therapie“ (Synonym: Radio-Liganden-Therapie) und stellt eine Behandlungsmethode bei Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom dar, bei dem Hormon- bzw. Chemotherapie nicht mehr wirken.

Wie funktioniert eine Radio-Liganden-Therapie?

Das Prostatakarzinom mit Tochtergeschwülsten, sogenannten Metastasen, bilden das Prostataspezifische Membranantigen (kurz: PSMA) aus. Dieses PSMA dient als Zielstruktur für therapiewirksame Radiopharmaka, welche an Tumorzellen andocken und diese gezielt vernichten. Durch die Radio-Liganden-Therapie ist keine Heilung möglich, sie ist aber in der Lage, Beschwerden zu lindern und das Fortschreiten der Tumorerkrankung zu verzögern.

Welche therapeutischen Strahler kommen bei der PRLT zum Einsatz?

Bei der Radio-Liganden-Therapie werden sowohl der Beta-Strahler Lutetium-177, als auch der Alpha-Strahler Actinium-225 eingesetzt. Bei der Therapie mit Actinium-225-PSMA handelt es sich um eine neuartige Therapie mit einem im Vergleich zum Lutetium-177 höher energetischen Strahler, der eine noch kürzere Reichweite besitzt und eine höhere Rate an Doppelstrangbrüchen in den Tumorzellen hervorrufen kann. Diese neu entwickelte Therapie wird entweder nach Versagen einer Radio-Liganden-Therapie mit Lutetium-177 oder bei starkem Tumorbefall im Knochenmark angewendet.

Welche Patienten eignen sich für eine PRLT?

Ob ein Patient für eine Radio-Liganden-Therapie infrage kommt, wird interdisziplinär im Tumorboard und zusammen mit den niedergelassenen, behandelnden Ärzten entschieden. Das bedeutet, dass Fachärzte verschiedener Fachrichtungen (Urologie, Nuklearmedizin und Radiologie) Entscheidungen bezüglich der weiteren Therapieplanung im Konsens treffen und eine entsprechende Empfehlung für den Patienten geben. Wichtig sind dafür der aktuelle Tumorstatus, bisher erfolgte Therapien (Operationen, Chemotherapie, Hormontherapie, Bestrahlung etc.) und durchgeführte bildgebende Verfahren (PET/CT, CT, MRT etc.).

Bezüglich der Bildgebung ist vor PRLT die Durchführung einer Gallium-68-PSMA-PET/CT-Untersuchung unerlässlich, um das Prostataspezifische Membranantigen des Tumors bzw. der Metastasen darzustellen und somit die Zielstrukturen für den Therapiestrahler nachzuweisen.

Außerdem müssen im Vorfeld die Nierenfunktion und Harnabflussverhältnisse mittels einer Nierenfunktionsszintigraphie sowie die Speicheldrüsenfunktion mittels einer Speicheldrüsenfunktionsszintigraphie überprüft bzw. verschiedene Laborwerte (z.B. PSA, Leberwerte, Nierenwerte, Blutbild) bestimmt werden.

Wie läuft eine PRLT in der Zentralklinik Bad Berka ab?

Für die Radio-Liganden-Therapie ist aufgrund von Strahlenschutzvorschriften in Deutschland ein stationärer Aufenthalt auf unserer Therapiestation von mindestens 48h notwendig. In der Regel werden drei Therapiezyklen im Abstand von sechs bis acht Wochen vorgenommen.

Am Therapietag wird das Radioisotop über ca. fünf Minuten über einen intravenösen Zugang sowie unter ärztlicher Aufsicht verabreicht. Im Anschluss erfolgt eine Infusion, um die Ausscheidung des Therapiestrahlers über die Nieren zu beschleunigen und die Strahlenexposition für das gesunde Gewebe so gering wie möglich zu halten.

Um die genaue Aufnahme des Therapiestrahlers im Körper des Patienten zu dokumentieren, werden nach der Therapie sogenannte Ganzkörperszintigramme bzw. eine dreidimensionale SPECT/CT durchgeführt. Mit Hilfe von diesen Aufnahmen ist es schließlich möglich, die genaue Dosis im Tumor und im gesunden Gewebe zu berechnen. Diese Informationen sind wichtig für die weitere Therapieplanung und die Vorhersage bezüglich des Therapieerfolgs und möglicher Nebenwirkungen.

Mit welchen Nebenwirkungen ist zu rechnen?

Generell ist die PRLT ein gut verträgliches Therapieverfahren. Dennoch können Nebenwirkungen wie bei jeder anderen Therapie bzw. jedem anderen Medikament auftreten.

Am häufigsten beobachtet man nach oder unter Radio-Liganden-Therapie:

  • Kurzzeitige Schmerzzunahme (sogenannte „Flare-Phänomen“)
  • Übelkeit
  • Obstipation
  • Müdigkeit

Mit Hilfe von Medikamenten, die man unter der Therapie verabreicht, kann diesen Beschwerden allerdings häufig entgegengewirkt werden.

 

Darüber hinaus können auftreten:

  • Beeinträchtigung des blutbildenden Knochenmarks
  • Beeinträchtigung der Speicheldrüsenfunktion (Mundtrockenheit)
  • Beeinträchtigung der Nierenfunktion (temporär)
Wie geht es nach abgeschlossener PRLT für mich als Patient weiter?

Im Anschluss an die Radio-Liganden-Therapie ist eine suffiziente Nachsorge (sogenanntes Restaging) für den Patienten unerlässlich. Sie erfolgt individuell und auch in diesem Fall interdisziplinär sowie in Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Urologen.

Das Restaging in unserer Klinik für Nuklearmedizin umfasst schließlich ein ärztliches Anamnesegespräch mit einer Befragung bezüglich aktueller Krankheitssymptome, als auch die Bestimmung von Laborwerten (Blutbild, Leberwerte, Nierenwerte, PSA etc.), dem Monitoring der Nierenfunktion und Speicheldrüsenfunktion mittels Nierenfunktions- und Speicheldrüsenfunktionsszintigraphie und weitere bildgebende Verfahren. In der Regel findet diese Nachsorgeuntersuchung ambulant an einem Tag in der Zentralklinik Bad Berka statt. Sollten mehrere Untersuchungen notwendig sein, die jedoch nicht an einem Tag realisiert werden können, ist eine Übernachtung in klinikeigenen Gästezimmern möglich.

Bezüglich der Bildgebung spielen sowohl die PET/CT, als auch die CT-, MRT-Untersuchung eine wichtige Rolle und werden leitliniengerecht für den Patienten geplant.

In Zusammenschau aller Befunde wird schließlich erneut im Tumorboard über das weitere Vorgehen beraten und eine entsprechende Empfehlung für den Patienten gegeben.

Anmeldeformular
Anmeldeformular für Radio-Liganden-Therapie (PSMA): Download Formular